Was tun, wenn der Partner Alkoholiker ist?

Was tun, wenn der Partner Alkoholiker ist?
Dein Partner ist alkoholabhängig? Hier erfährst du, wie du aus der Co-Abhängigkeit aussteigst, gesunde Grenzen setzt und wieder bei dir selbst ankommst.

Inhalte dieses Beitrags:

Sucht betrifft nicht nur die suchtkranke Person

Du bist vom Alkoholproblem deines Partners oder deiner Partnerin nicht nur mitbetroffen, sondern direkt betroffen. Als Fels in der Brandung bringst du Stabilität ins Chaos, hältst den Alltag am Laufen, auch wenn die suchtkranke Person ausfällt und ihre Aufgaben nicht übernimmt. Du gleichst aus, versuchst zu helfen und trägst damit eine enorme Last auf deinen Schultern.

Sucht ist eine Krankheit, die das gesamte Umfeld betrifft. Die Beziehungsdynamik verändert sich immer mehr. Wird dieser Zustand chronisch, entsteht bei Angehörigen oft ein Bewältigungsmuster für diese extrem herausfordernde Situation, das für sie selbst auf Dauer sehr ungesund ist: Co-Abhängigkeit.

Was tun, wenn der Partner Alkoholiker ist?

Was ist Co-Abhängigkeit?

Das Leben mit einem Alkoholiker gleicht einem Drahtseilakt zwischen dem Versuch, dem Kranken zu helfen und dem Weiterführen des eigenen Lebens. Mit der Zeit kippt die Anstrengung des Angehörigen oft, und das gesamte Leben dreht sich nur noch um die suchtkranke Person.

Angelehnt an die Definition von Co-Abhängigkeit durch Melody Beattie in ihrem Buch „Codependent No More“ kann dieses Bewältigungsmuster wie folgt beschrieben werden:

Eine co-abhängige Person lässt sich vom Verhalten einer anderen Person beeinflussen und verwendet sehr viel Energie darauf, das Verhalten dieser Person zu kontrollieren.

Natürlich beeinflusst dich das Trinken deines Partners oder deiner Partnerin! Und es ist auch verständlich, dass du versuchst, dieses Verhalten zu kontrollieren. Bloß: Das ist nicht möglich.

Du strengst dich also unglaublich an, leistest so viel, ohne „Erfolg“ zu haben. Der Süchtige trinkt weiter.

Was tun, wenn der Partner Alkoholiker ist?

Was kannst du als Angehörige*r eines Alkoholikers tun?

Beginne, deine eigenen Batterien wieder aufzuladen. Fange an, dich wieder um dich selbst, um deine Bedürfnisse zu kümmern. Das ist leichter gesagt als getan. Deshalb gebe ich dir hier 7 Schritte mit, die du gehen kannst, um wieder in deine Kraft zu kommen:

 

1: Erkenne, dass du nicht verantwortlich bist

Das ist einer der wichtigsten Schritte – und auch einer der schwersten: Du bist nicht verantwortlich für die Sucht deines Partners.

Auch wenn du dich vielleicht oft schuldig fühlst, weil du wütend geworden bist, weil du ihn (oder sie) gedeckt hast oder weil du manchmal überlegst zu gehen: Du bist nicht die Ursache. Und du kannst keine Lösung erzwingen.

Der Alkoholiker ist für sich und sein Verhalten verantwortlich. Und du bist für dich und dein Verhalten verantwortlich. Gib also Verantwortung zurück, die nicht dir gehört und nimm die Verantwortung wahr, die tatsächlich deine ist: Dich um dich selbst, deine Gesundheit und dein Wohlbefinden zu kümmern.

 

2: Nimm deine Gefühle ernst – sie zeigen dir den Weg

Wenn du mit einem Alkoholiker oder einer Alkoholikerin lebst, dann sind Gefühle wie Angst, Scham, Hilflosigkeit oder Wut vermutlich tägliche Begleiter. Es ist gut möglich, dass du all diese Gefühle so gut wie möglich wegschiebst oder unterdrückst, um zu funktionieren. Auf Dauer können all diese unterdrückten Gefühle aber zu körperlichen Symptomen führen, die deine Situation noch weiter verschlimmern.

Deine Gefühle sind nicht das Problem. Sie sind der Kompass zurück zu dir. Nimm sie wahr und nimm sie an. Wenn du deine Gefühle auf Dauer versuchst du ignorieren, wirst du dich irgendwann wie taub fühlen und auch keine Freude mehr empfinden. Erlaube dir, auch mal zu weinen oder deine Wut in ein Kissen zu schreien.

 

3: Verändere deine Perspektive – von der suchtkranken Person zu dir

Viele Menschen in deiner Situation googeln:

  • „Wie kann ich meinem Partner helfen, weniger zu trinken?“
  • „Wie bringe ich ihn zur Therapie?“
  • „Wie rette ich unsere Beziehung trotz Alkoholproblem?“

 

Die Wahrheit ist: Du kannst niemanden verändern, der sich nicht verändern will.
Aber du kannst dich selbst entscheiden. Für dein Leben. Für deine Freiheit. Für dich. Denn so seltsam es klingen mag: Die Sucht ist nicht das Problem. Deine Beziehung zur Sucht ist das Problem. Und die kannst du ändern.

Frage dich stattdessen:

  • Wie geht es mir?
  • Was brauche ich?
  • Was habe ich schon alles versucht – und wie ging es mir dabei?

 

4: Suche dir Unterstützung – du musst da nicht allein durch

Vielleicht hast du Angst, mit jemandem darüber zu sprechen. Oder du hast es schon getan – und wurdest nicht verstanden. Vielleicht kommen dann Sätze wie:

  • „Dann trenn dich doch.“
  • „So schlimm kann’s ja nicht sein.“
  • „Du bist doch stark.“

 

Das sind gutgemeinte Ratschläge, die dir nicht weiterhelfen. In den Meetings der Co-Dependent Anonymous (CoDA), die ich lange besucht habe, wurde oft gesagt: „Ratschläge sind Schläge“. So fühlt es sich tatsächlich oft an.

Deshalb lege ich dir wirklich ans Herz, dir Unterstützung zu suchen von Menschen, die dich wirklich sehen und hören und vor allem SEIN lassen. Selbsthilfegruppen wie AlAnon (für Angehörige von Alkoholikern) oder wie oben genannt CoDA können eine enorme Entlastung sein.

Wenn du dir professionelle Unterstützung auf deinem Weg wünschst, schau dir gerne mein Coaching-Angebot „The Wholeness Path“ an. Dort begleite ich Menschen wie dich raus aus der Co-Abhängigkeit. Hin zu innerer Freiheit, Frieden und Selbstbestimmung.

 

5: Setze gesunde Grenzen – aus Liebe zu dir

Grenzen setzen heißt nicht, den anderen zu bestrafen. Es heißt, deinen eigenen Wert anzuerkennen. Du setzt Grenzen nicht gegen den anderen, sondern FÜR DICH. Mach dir dafür bewusst, was du brauchst, um nicht nur zu funktionieren, sondern wieder zu leben. Welche Bedürfnisse möchtest du dir selbst auf jeden Fall erfüllen und was brauchst du dafür?

Ziehe klare Grenzen, um Raum für dich und deine Bedürfnisse zu schaffen. Kommuniziere diese Grenzen klar und ohne Vorwürfe. Zum Bespiel:

  • „Es ist mir wichtig, genug Schlaf zu bekommen. Wenn du getrunken hast, schlafe bitte auf der Couch.“
  • „Es ist deine Verantwortung, dich morgens krank zu melden, wenn du nicht arbeiten gehen kannst. Ich werde nicht mehr für dich anrufen.“
  • „Ich liebe dich, aber wenn du betrunken bist, möchte ich nicht, dass du mich zum Essen mit meinen Freunden begleitest.“

 

Grenzen sind kein Ausdruck von Kälte. Sie sind ein Ausdruck von Selbstachtung.

 

6: Verbinde dich mit deiner inneren Weisheit – sie ist da, auch wenn du zweifelst

Spiritualität ist ein natürlicher Teil unseres Seins und kann ganz unterschiedliche Ausdrucksformen haben. Sie kann, muss aber nicht mit Religion, Meditation oder Kristallen in Verbindung stehen. Spiritualität kann genauso Ausdruck finden im bewussten Sein in der Natur, im Malen, in Bewegung,…

Du kennst vermutlich Momente, in denen du dich irgendwie verbunden fühlst mit etwas Größerem als wir Menschen. Hole dir mehr von diesen Momenten in dein Leben. Sie sind eine wundervolle Kraftquelle.

Falls du betest, meditierst oder mit Gott oder einer anderen höheren Macht sprichst: Bitte nicht nur um Heilung für deinen Partner oder deine Partnerin. Bitte um Klarheit für dich.

 

7: Du darfst dich entscheiden – für dein Leben, für deinen Frieden

Diese Reise führt nicht zwingend zu einer Trennung. Viele finden auch in der Beziehung mit ihrem alkoholkranken Partner / ihrer Partnerin wieder zurück zu sich selbst. Denn darum geht es: Dass du dich wieder selbst spürst und damit auch deine Bedürfnisse. Dass du dich wieder um dich kümmerst und beginnst, DEIN Leben zu leben.

Was dann geschieht, ist oft erstaunlich: Du wirst klarer. Du fühlst dich wieder lebendig. Und du erkennst: Ich darf leben – selbst wenn mein Partner nicht gesund wird.

Dein Leben darf leicht sein. Du darfst dich wieder freuen. Du darfst frei sein, ohne Drama.

Was tun, wenn der Partner Alkoholiker ist?

Fazit: Was tun, wenn der Partner Alkoholiker ist?

Besinne dich Schritt für Schritt wieder auf dich selbst. Mach dir bewusst, dass ihr in dieser Beziehung zu zweit seid. Es ist gut und richtig, dich um deinen kranken Partner zu kümmern. Und es ist genauso wichtig, gut und richtig, dich zumindest im selben Maße auch für dich selbst zu sorgen.

Also verändere deine Frage. Statt dich zu fragen: „Wie rette ich meinen alkoholabhängigen Partner?“ frage dich: „Wie sorge ich gut für mich in dieser belastenden Situation?“

Wer schreibt hier?

Bist du co-abhängig? Mache den Selbsttest!

Co-abhängige Muster schleichen sich oft leise ein – getarnt als Hilfsbereitschaft, Liebe und Support. Der Test hilft dir, deine aktuelle Situation liebevoll und ehrlich einzuschätzen. Es geht nicht darum, ein Label zu bekommen – sondern darum, dich selbst besser zu verstehen. Es ist ein erster Schritt, den Fokus wieder auf DICH zu lenken.